"Kucke mal hier, das musst du gesehen haben, Meerblick - nimmt keiner weg!" Stefanos, Immobilienmakler auf Kassandra, dem westlichen der drei Finger der Chalkidiki, gerät ins Schwärmen. Er hatte uns zuvor schon mit seinem Jeep zu allen möglichen und unmöglichen Standorten für ein Haus geschleift oder vielmehr gerüttelt... Zu immer neuen, seiner Meinung nach "traumhaften Grundstücken - Meerblick, nimmt keiner weg!" führte unser Weg, aber die Preise verhielten sich ungefähr proportional zur sichtbaren Meeresfläche, multipliziert mit dem reziproken Faktor der Entfernung zum Strand. Sie waren für einen deutschen Normalbürger, der noch dazu aus dem Osten kommt, schlicht unbezahlbar. Versuch zwei mit Sakis, einem Tavernenwirt, der nebenbei ein bisschen mit Grundstücken handelt: Plötzlich durchschießt es ihn wie ein Blitz. "Mensch, da ist noch ein Grundstück in der Siedlung, gleich neben meines Vaters Haus! Das ist auch noch zu haben. Ist völlig sauber, es gibt sogar eine Baugenehmigung für das Haus!" Sakis hat keinen Jeep, sondern einen kleinen Transporter, vorne nur mit zwei Sitzen. Ich klemme mich auf die Ladefläche. Eckgrundstück, dreihundert Meter bis zum Meer, Ausblick auf den Olymp einerseits und den heiligen Berg Athos andererseits. Meerblick - kann hier tatsächlich keiner wegnehmen. Traumhaft. Sakis erfindet eine ziemlich glaubwürdige Geschichte, der Eigentümer müsse verkaufen, seine Frau wolle sich scheiden lassen, er brauche die 18 Millionen, die das Ganze kosten soll. Es sind offiziell 1500 Quadratmeter, in Wirklichkeit aber 1800, die Ecke hier vorn habe man mit eingezäunt. "Das merkt sowieso keiner." Die "Baugenehmigung" erweist sich als Duldung der vorhandenen kleinen Steinbaracke mit Wellblechdach, ohne Möglichkeit zur Erweiterung... Vielen Dank, Sakis, für die Mühe! ...
...Nächster Versuch auf dem Peloponnes: Kirios Manolis erwartet uns, ein charmanter Grieche durch und durch, der auf meine Frau ungefähr einen Eindruck wie Alexis Sorbas auf die junge Witwe im kretischen Filmdorf Kokkino Horio macht. Besichtigung. Kirios Manolis hat einen ziemlich großen dunklen BMW mit Flensburger Nummer, weil er da lange gearbeitet hat und wie alle Griechen natürlich versucht, die Luxus-Einfuhrsteuer zu umgehen, indem er weiter munter mit der deutschen Nummer herumfährt. Kirios Manolis kutschiert uns wie ein Weltmann durch die Landschaft. Nicht ohne unterwegs anzuhalten, um meiner Frau ein duftendes selbstgepflücktes Kräutersträußchen zu überreichen. Der Mann hat Manieren. Er zeigt uns noch ungefähr fünf weitere Häuser, ein äußerlich ganz hübsch anzusehendes von etwa 60 Quadratmetern Grundfläche, was aber im Innern derartig verbaut ist, dass man sich kaum drehen kann. Es muss so annähernd sieben Zimmer gehabt haben. Nächstes mit schöner Lage und Meerblick, die Besitzerin war gerade aus Athen gekommen und entschuldigt sich, noch nicht aufgeräumt zu haben. "Aber, das macht doch nichts", meinen wir. Im Nachhinein stellen wir fest, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn sie wenigstens ein bisschen ausgefegt hätte, denn im Keller und auf der Treppe liegen ungefähr fünf bis acht tote Riesenschaben, im Volksmund auch Kakerlaken genannt - pro Quadratmeter wohlgemerkt. Das Stück so sechs Zentimeter lang... Kirios Manolis bringt so beiläufig die Frage ins Spiel, warum wir es denn nicht mit einem preiswerten Neubau versuchen wollten. Natürlich sind wir nicht abgeneigt. Er kenne da ein Objekt mit mehreren kleinen Ferienhäusern für rund 20 Millionen nebst Grundstück, wo aber nur noch eins oder zwei frei seien. Kirios Manolis ruft per Handy Jannis, den Bauherrn, herbei, einen kräftigen blonden Griechen von etwa 40 Jahren, an Hals und Handgelenk mit Goldketten behängt. Merkwürdigerweise tragen er und Kirios Manolis Strohhüte gleicher Machart. Es hätte uns wenigstens ein klein wenig stutzig machen müssen... Beide tragen das Ganze so plausibel vor, dass wir sofort der Meinung sind, hier gelingt uns das große Schnäppchen. Wir vereinbaren für die nächsten Tage einen Termin für den Abschluss eines Vorvertrages mit Anzahlung. Zwei Tage später findet dies im Büro eines Notars statt. Wir zahlen einen kleinen Betrag (glücklicherweise wollte uns die Bank nicht mehr Geld geben) an, erhalten einen Bauplan und die Zusicherung, dass nun niemand außer uns das halbe Haus erhalten könne. Später, in Nafplio betrachten wir uns die Pläne etwas genauer und stellen fest, dass laut Bauamt nur 33 Quadratmeter Wohnfläche genehmigt sind, das Wohnzimmer sich in der Garage befindet, die gar nicht zugebaut werden darf und das Grundstück nur 180 Quadratmeter groß ist. .....
.....Anrufe in Februar und März in Athen ergeben, dass der Athener Vermesser offenbar seine Zusammenarbeit mit dem Verkäufer aufgekündigt hat, ein neuer Vermesser wird tätig. Wir warten weiter... 28. März, Anruf von Wassilis: Alles ist soweit klar, die Maße sind bestätigt. In den nächsten Tagen werden die Grenzpunkte gesetzt. 30. März, Fax von Wassilis mit den neuen Maßen des Grundstücks und dem genauen Plan, wo das Haus stehen soll. Na bitte. Es geht doch... Es ist stockdunkle Nacht als wir in Assini um die Ecke biegen. Im Scheinwerferlicht der Autos sehen wir eine große gerodete Fläche - etwa 12 Orangenbäume haben wohl dran glauben müssen. Dunkle, lange Schatten markieren die Konturen von Fundamentgräben... Wir liegen uns in den Armen. Es hat also angefangen. Natürlich müssen wir alles erkunden. Die Autos werden so gestellt, dass die Fläche einigermaßen beleuchtet ist. Wir staksen über das Gelände. Plötzlich rutsche ich mit meinem rechten Bein bis knapp unters Knie ins Uferlose ab. Ein Schlammloch, das dadurch entstanden war, dass man beim Ausschachten die Wasserleitung von Panajotis' Haus getroffen hatte. "Weißt Du", sagt Wassilis am anderen Morgen, "Panajotis kann eigentlich ganz schön froh sein, dass wir die Wasserleitung gleich am Anfang getroffen haben... Die Bauerei - vor allem das Zusehen dabei - macht uns soviel Spaß, dass wir spontan beschließen, eine Art Grundsteinlegung zu feiern. Wir bereiten eine Riesenschüssel mit Salat vor, besorgen Feta, Wurst, Brot und vor allem natürlich Wein und Bier. Die Jungs haben es schließlich verdient...Wir sind das Lobes voll, bedanken uns bei Bauunternehmer Wassilis. Er verspricht uns, dass wir, wenn wir das nächste Mal im Juni kommen werden, einen kompletten Rohbau vorfinden. So ganz beiläufig fügt er hinzu: "Ich habe schon 37 Häuser gebaut, aber hier habe ich etwas gemacht, was ich noch nie gemacht habe." Wir vermuten irgendeine neue revolutionäre Technologie, aber Wassilis schockt uns auf ganz andere Weise: "Ich habe noch keine Baugenehmigung!" Wir sind wie vom Donner getroffen. Wieso das und warum? "Ja, ich wollte Euch eine Freude machen, damit Ihr etwas seht, wenn Ihr kommt. Ist aber kein Problem, nächste Woche haben wir die Genehmigung." ......
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